Allergologie

Unter Allergie versteht man eine überschießende Abwehrreaktion des Immunsystems auf ansonsten harmlose Allergene (Überempfindlichkeitsreaktionen), z.B. Umweltstoffe, die sich in typischen, durch entzündliche Prozesse ausgelösten Symptomen äußert.

Die Symptome einer Allergie sind meist mild bis schwerwiegend und können sogar akut lebensbedrohlich sein. Die Symptome treten nur saisonal auf, etwa zur Zeit des Pollenflugs. Sie können aber auch ganzjährig auftreten, wie z.B. bei Allergie gegen Hausstaubmilben.

Allergien können sich äußern:

  1. An den Schleimhäuten: allergische Rhinitis (Heuschnupfen), Mundschleimhautschwellungen, Konjunktivitis(Bindehautentzündung)
  2. An den Atemwegen (Asthma bronchiale)
  3. An der Haut (atopische Dermatitis (Neurodermitis), Kontaktekzem, Urtikaria)
  4. Im Gastrointestinaltrakt(Erbrechen, Durchfälle)
  5. Als akuter Notfall (anaphylaktischer Schock)

Allergiker können an einer Krankheitsform leiden, aber auch an Mischformen. Allergische Symptome an den Schleimhäuten treten typischerweise eher akut auf. Im Gegensatz dazu können Symptome wie Asthma bronchiale und atopische Dermatitis einen chronischen Verlauf nehmen.

Unter dem allergic march oder dem Etagenwechsel wird ein typischer Symptomwechsel im Laufe des Lebens verstanden. Auslöser von Allergien sind Allergene, gegen die sich die fehlgeleitete Immunantwort, die jeder Allergie zu Grunde liegt, richtet. Allergene sind meist Proteine bzw. Enzyme.

Von Kreuzallergien spricht man, wenn spezifische IgE-Antikörper, die gegen ein bestimmtes Allergen gerichtet sind, auch andere Allergene aus anderen Allergenquellen erkennen können. Ein Birkenpollen- Allergiker kann beispielsweise beim Verzehr von Äpfeln allergische Reaktionen zeigen.

Hauttests sind Standarduntersuchungen bei dem Verdacht auf eine Allergie. Dabei werden Allergene mit der Haut in Kontakt gebracht (Provokationstests). Sensibilisierte Personen zeigen lokale Reaktionen (Sofort-/Spät-Typ). An der Reaktion können sensibilisiertes Allergen bzw. Schweregrad der allergischen Reaktion abgelesen werden.

  1. Die am häufigsten angewendete Methode ist der Pricktest, bei dem einzelne Tropfen von Allergenextrakten sowie Histamin und isotonische Kochsalzlösung (als Referenzen) auf den Unterarm oder den Rücken aufgebracht werden. Durch die Tropfen hindurch wird mit einer Lanzette gering in die Haut gestochen. Nach ca. 15 Minuten kann die Sofortreaktion abgelesen werden.
  2. Beim Prick-to-prick-Test wird erst mit der Lanzette in die vermutete Allergenquelle gestochen (Früchte etc.) und dann in die Haut des Patienten.

Weiterer Hauttestverfahren sind:

  1. Intrakutantest
  2. Reibetest
  1. Scratchtest
  2. Epikutantest

Des Weiteren werden der nasale Provokationstest bei allergischer Rhinoconjunctivitis („Heuschnupfen“) sowie der bronchiale Provokationstest bei allergischem Asthma eingesetzt.

IgE-Antikörper
Der wesentliche Vorteil der Provokationstests liegt darin, dass eine Beschwerde-Auslösung nachgewiesen werden kann und nicht nur eine Sensibilisierung mittels Nachweis von IgE-Antikörpern im Bluttest.

Laborchemisch können IgE-Antikörper in Blutproben gemessen werden. Der Gesamt-IgE gibt an, ob generell vermehrt IgE-Antikörper gebildet werden. Erhöhte Gesamt-IgE-Werte kommen aber nicht nur bei allergischen Erkrankungen vor, sondern auch bei Parasitenbefall und hämatologischen Erkrankungen.

Allergen-spezifische IgE-Antikörper richten sich konkret gegen ein Allergen. Die quantitative Messung von IgE-Antikörpern im Blut korreliert jedoch nur bedingt mit dem klinischen Bild. D.h. die Messung von IgE-Antikörpern im Blut erlaubt eine Aussage über die Sensibilisierungen eines Allergikers, aber nur bedingt eine Einschätzung der Schwere der Symptome und gar keine Aussage über die Art der Symptome. Es kann auch sein, dass Allergen-spezifische IgE-Antikörper trotz Sensibilisierung nicht nachgewiesen werden können.

Weitere Labortestverfahren sind vollständigkeitshalber: das eosinophile kationische Protein (ECP), die Tryptase, der Lymphozytentransformationstest (LTT).
Epidemiologisch ist in den letzten Jahrzehnten eindeutig ein Anstieg der Häufigkeit von allergischen Erkrankungen festgestellt worden. Eine befriedigende Erklärung für diese Zunahme gibt es bis jetzt nicht.

Allergien sind ein großes Gesundheitsproblem. In den westlichen Industrienationen sind schätzungsweise bis zu 25 % der Bevölkerung betroffen. Allergien sind verursacht durch eine unangemessene Reaktion des humoralen Immunsystems und gekennzeichnet durch die Bildung von IgE-Antikörpern gegen ansonsten harmlose Allergene. Kleinste Mengen dieser Allergene reichen, um eine Sensibilisierung, d.h. eine erste Bildung von Allergen-spezifischen IgE-Antikörpern, in Gang zu bringen und in weiterer Folge die Allergen-spezifische IgE-Produktion nachhaltig aufrecht zu erhalten. Kleinste Mengen Allergen reichen ebenfalls, um eine allergische Reaktion auszulösen.

Typisch für Allergien ist also, dass beim ersten Kontakt mit einem Allergen noch keine Symptome ausgelöst werden können. Erst nach einer Sensibilisierung, d. h. einer Allergen-spezifischen Antikörperbildung, kann bei einem weiteren Kontakt mit diesem Allergen eine allergische Reaktion auftreten.

Die allergische Sofort-Typ-Reaktion wird ausgelöst, wenn Allergene IgE-Antikörper auf Mastzellen und Basophilen kreuzvernetzen. Folge ist die Degranulierung von Mastzellen und Basophilen, d.h. die Ausschüttung von Entzündungdsmediatoren, wie von Histamin und Leukotrienen. Diese Entzündungsmediatoren lösen innerhalb von Sekunden bis Minuten allergische Symptome aus, wie allergische Rhinitis (Heuschnupfen), Conjungtivitis (Bindehautentzündung), allergisches Asthma oder sogar den anaphylaktischen Schock.

Spät-Typ-Reaktionen können 4–12 Stunden nach Allergenkontakt auftreten (chronische Symptome). Im Vordergrund steht die Aktivierung Allergen-spezifischer T-Zellen. In der Folge wandern Eosinophilen, Basophilen und Monozyten an den Ort der allergischen Reaktion ein.

Die Immunreaktionen werden nach Coombs und Gell in fünf Typen mit Subtypen unterteilt. Im engeren Sinn versteht man heute unter Allergie oft nur die Typ-I-Allergie (Soforttyp-Reaktion).

Die meisten Allergien werden mit Medikamenten (Antiallergika) behandelt, die das Auftreten von allergischen Symptomen mildern oder verhindern, aber keine Heilung von der allergischen Erkrankung bewirken können.

Eingesetzte Wirkstoffe sind z.B.:

  1. Antihistaminika, z.B. Terfenadin
  2. Mastzellstabilisatoren, z.B. Cromoglicinsäure
  3. β2-Sympathomimetika, z.B. Salbutamol
  4. Leukotrienrezeptor-Antagonisten bei Asthma, z.B. Montelukast
  5. Theophyllin bei Asthma
  6. Steroide, Adrenalin
  7. Immunsuppressiva in sehr schweren Fällen (Cyclosporin A)
  8. Monoklonaler Antikörper (Xolair®) bei schwerem allergischen Asthma

Die spezifische Immuntherapie (SIT) oder Hyposensibilisierung ist die einzige verfügbare kausale Therapie bei Typ-I-Allergien. In der spezifischen Immuntherapie werden langsam ansteigende Dosen des Allergens oder eines modifizierten Allergens (Allergoid), gegen das die betroffene Person sensibilisiert ist, meist unter die Haut gespritzt.

Die ersten Studien unter Verwendung der sublingual anzuwendenden SIT stießen vor Jahren bei vielen Allergologen auf große Skepsis. Sie gingen aufgrund von Vorurteilen davon aus, dass diese Applikationsform nicht wirken kann, da die zugeführten Allergene schnell verstoffwechselt werden, bevor sie das Immunsystem zu den erwünschten Reaktionen anregen können. Doch mittlerweile liegen zahlreiche wissenschaftliche Studien vor, die übereinstimmend belegen, dass die SIT gut wirkt und kaum Nebenwirkungen erzeugt. Sie kann sogar bei Asthmatikern zum Einsatz kommen, die die Ärzte ansonsten nur ungern aufgrund drohender ernster Nebenwirkungen mit der spezifischen Immuntherapie in Spritzenform behandeln.

Die Allergie-Symptome werden durch den Einsatz der SIT deutlich abgemildert und der Bedarf an einer symptomatisch wirkenden Begleitmedikation wird kleiner.

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  • Dr. med. Ernst Misgeld
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